Ein Herz für Vintage
Wie der Hersteller COR gebrauchte Möbel neu editiert
Partner: COR
Die nachhaltigsten Produkte sind die, die lange gebraucht werden. Mit dem Rücknahmesystem CORever haucht der Möbelhersteller COR seinen alten Produkten neues Leben ein. Indem für die Aufarbeitung Reststoffe verwendet und Leertransporte vermieden werden, verbessert sich die CO2-Bilanz zusätzlich.
Die Idee kam bei einer Autofahrt. „Irgendwie bin ich ins Nachdenken gekommen über das Thema Rücknahmen. Wir bekommen viele Angebote von Kunden, die ihr altes Sofa abgeben möchten, wenn sie sich ein neues kaufen“, sagt Leo Lübke, Geschäftsführer des ostwestfälischen Möbelherstellers COR. Über die Jahre hat das Unternehmen eine Sammlung aufgebaut, um die eigene Historie erfahrbar zu machen. Ein paar selten produzierte Stücke fehlen noch. Doch gerade bei Bestsellern wie dem Conseta-Programm ist das Archiv bereits bestens gefüllt. Daher haben Rücknahmen bislang keinen Sinn gemacht. Doch genau das hat sich nun geändert.
Holistische Perspektive
„Secondhand ist ein wichtiges Thema geworden. Wenn ich unsere Kinder sehe, dann kaufen die fast nur gebrauchte Kleidung. Aus ökologischen Gründen, aber auch, weil es hip ist und gut aussieht“, so Leo Lübke. Statt den Zweitmarkt anderen zu überlassen, wird dieser mit dem Rücknahmesystem CORever selbst in die Hand genommen. Produkte, die die Werkshallen in Rheda-Wiedenbrück einst verlassen haben, kehren nun dorthin zurück. Dabei wird gerade auf der Wegstrecke der CO2-Abdruck optimiert. Bisher sind die Spediteur*innen, die Neuware an die Kund*innen ausgeliefert haben, auf dem Rückweg leer gefahren oder haben andere Partner angefahren. Indem sie nun die alten Möbel wieder mitnehmen, entstehen keine zusätzlichen Fahrten, um die Vintage-Möbel abzuholen. Auch wird für den Transport kein zusätzliches CO2 emittiert.
Zugang über den Handel
Als eine Art Drehkreuz fungieren dabei die Händler*innen. Bei ihnen werden die alten COR-Modelle zwischengelagert, bis sie zum Firmensitz in Rheda-Wiedenbrück weitertransportiert werden. „Da können auch schon mal zwei, drei Wochen dazwischenliegen, in denen teils große Sofalandschaften bei den Händlern stehen. Darum haben wir gesagt: Es gibt eine Logistikpauschale. Die fängt an bei 25 Euro für einen Stuhl und geht bis 150 Euro für eine große Sofagruppe“, erklärt Leo Lübke. Die Händler*innen können diese Summen für ihren eigenen Aufwand einbehalten oder sie an die Kund*innen weitergeben, die ihnen die Möbel überlassen haben.
Mut zur Macke
Eine separate Vergütung ist für die Kund*innen nicht vorgesehen. Die Belohnung ist das gute Gefühl: Zu wissen, dass die alten, aber noch brauchbaren Möbel nicht mehr auf dem Sperrmüll landen, sondern vor diesem gerettet werden. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft wird die Lebensdauer der Produkte nun verlängert. Dafür werden sie begutachtet, gereinigt und aufgearbeitet. Bezüge und Polsterung werden ausgebessert oder erneuert.
Das Vintage-Feeling soll dabei nicht ausgeblendet werden. „Auch wenn manche Sofas ein wenig verschlissen sind, will man sie trotzdem gar nicht neu beziehen, weil sie dann ihren Charme verlieren“, erläutert Leo Lübke. Kleine Macken sind also durchaus erlaubt. Für die aufgearbeiteten Möbel werden nur Bezugsstoffe verwendet, die nicht mehr Teil der aktuellen Kollektion sind. „Da haben wir oftmals noch erhebliche Restbestände, die wie sonst entweder an unsere Mitarbeiter zu einem günstigen Preis oder an weiterverarbeitende Betriebe verkaufen. Das sind manchmal zehn, zwanzig oder dreißig Meter pro Rolle – genug, um ganze Polstergruppen neu zu beziehen“, so der 60-Jährige.
Neue Vertriebswege
Im Anschluss werden die Möbel verkauft. „Wir haben ein Lager bei uns am Firmensitz, wo wir viermal im Jahr Sonderverkäufe von alten Ausstellungsstücken und Messemöbeln machen. Das wollen wir um diese CORever-Modelle ergänzen“, sagt Leo Lübke. Derzeit werden die Räume renoviert. Anstelle von Trockenbauwänden kommen Verkleidungen aus unbehandelten Grobspanplatten zum Einsatz. Mit ihren Holzoberflächen bringen sie eine warme, wohnliche Wirkung in das industrielle Ambiente ein. Zwischen den Verkäufen soll die Halle auch für andere Zwecke nutzbar sein. Das Holz ließe sich jederzeit in den normalen Materialfluss der Produktion integrieren und somit vollständig recyceln.
Erweitertes Spektrum
Mit dem Vintage-Programm sollen vor allem jüngere Kund*innen angesprochen werden, die die Produkte des Unternehmens kennen und mögen, sich aber die Neu-Versionen oft nicht leisten können. Rund dreißig Polstermöbel sind schon fertig. Dreißig weitere sind noch in der Aufbereitung bis zum ersten Verkaufstermin im Juni 2024. Die Bepreisung ist noch nicht genau fixiert. „Das Ziel ist natürlich, dass wir keinen Verlust machen, weil der Aufwand schon erheblich ist. Es wäre schön, wenn daraus irgendwann ein eigenes Geschäftsfeld werden würde“, so Leo Lübke. Er ist schon jetzt gespannt auf die Reaktionen: Was geht und was geht nicht? Noch ist alles in der Phase des Einspielens und Ausprobierens.
Der Politik voraus
Schon jetzt steht fest: „Wir reihen uns immer mehr in die Riege der Hersteller ein, die wirkliche Klassiker im Programm haben und auch die aktuellen Modelle so pflegen, dass sie mal Klassiker werden können. CORever zeigt, dass Möbel für uns keine Wegwerfprodukte, sondern Teil der Alltagskultur sind“, erklärt Leo Lübke. Er sieht sein Unternehmen als Pionier: Rücknahmen werden bereits umgesetzt, bevor sie die Politik eines Tages verpflichtend macht. „Wir können hierbei gerne als Blaupause für andere dienen. Auch unter Wettbewerbern sollten wir uns dazu austauschen und voneinander lernen. Denn dieses Thema betrifft die ganze Branche.“
COR
Damit ein Möbel aber all diese Qualitäten erfüllen kann, müssen vorab sehr viele Menschen vieles sehr richtig gemacht haben. Sie müssen, zum Beispiel, die besten Materialien ausgewählt haben. Sie müssen diese nach höchsten handwerklichen Standards verarbeitet und geprüft haben. Und vor alledem steht der kluge Entwurf eines Designers, der all das vorwegnimmt, was das Sitzen, Entspannen und Wohnen über Jahre hinweg zu einem Vergnügen macht. Diese Art von Möbeln fertigen wir bei COR.
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